2025-06-17 | ![]() ![]() |
Im historischen Dorfkern von Vaduz steht das älteste datierte Bauernhaus des Fürstentums Liechtenstein, die Hofstätte Hintergasse. Es zeugt eindrucksvoll von der bäuerlichen Geschichte, dem Weinbau und der lokalen Baukultur seit dem 15. Jahrhundert. Nun wurde es behutsam restauriert und wird ab dieser Woche mit einer kulturellen und touristischen Nutzung neu belebt.
Im liechtensteinischen Hauptort Vaduz befinden sich einige architektonische und kulturhistorische Juwelen. Dazu zählt die Hofstätte Hintergasse 35/37, ein spätmittelalterliches Doppelwohnhaus mit angeschlossenem Ökonomiebau, das zu den ältesten erhaltenen Gebäuden des Fürstentums zählt. Es wurde im Jahr 1494 als zweigeschossiges Weinbauernhaus mit Weinkeller erbaut und gewährt tiefe Einblicke in über fünf Jahrhunderte Wohn- und Baugeschichte.
Die Hofstätte wurde über die Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgebaut – unter anderem 1697 mit einer Scheune und der Teilung in zwei Wohneinheiten. Die heutige Scheune stammt aus dem Jahr 1890. Charakteristisch für das Ensemble ist die enge Verbindung zwischen Wohnnutzung, landwirtschaftlicher Arbeit und regionaler Bauweise.
Die Raumstruktur, die typische Dreiteilung in Küche, Stube und Kammern, ist in weiten Teilen original erhalten und wurde bei der jüngsten Sanierung sorgfältig in traditioneller Bauweise und mit regionalen Baustoffen ergänzt.
Baukulturell besticht die Hofstätte durch ihren historischen Erhaltungszustand: Der rechteckige Grundriss, das flach geneigte Satteldach mit Legschindeln, sowie die tonnengewölbten Weinkeller zeugen von spätmittelalterlicher Baukunst. Der ursprüngliche Bohlenständerkonstruktion wurden über die Zeit mit Massivmauerwerk ersetzt. Historische Details wie ein rundbogiger Hauseingang, eine stichbogige Fensternische, Lüftung
Besonders bemerkenswert ist, dass das Gebäude bis 2003 dauerhaft bewohnt war. Erst ein Brand im Haus Nr. 37 beendete diese Kontinuität. Daraufhin erwarb die Gemeinde Vaduz das Ensemble, schrieb einen Architekturwettbewerb aus und setzte mit dem Architekturbüro Beat Burgmaier eine denkmalgerechte Renovierung um. Zwischen 2022 und 2025 wurde die historische Bausubstanz behutsam freigelegt und restauriert.
Heute beherbergt die Hofstätte zwei stilvoll restaurierte Ferienwohnungen, die über die Stiftung Ferien im Baudenkmal vermietet werden. Der Weinkeller wird von der Winzergenossenschaft Vaduz genutzt und in der ehemaligen Scheune, dem sogenannten „Stallend”, finden kulturelle Veranstaltungen statt. Der Garten wurde mit Weinreben bepflanzt und mit einer grossen Laube ausgestattet, wodurch er wieder an den ursprünglichen Weinbaucharakter der Hofstätte erinnert. Mit der Hofstätte Hintergasse 35/37 hat die Gemeinde Vaduz ein einzigartiges Baudenkmal wieder zum Leben erweckt – einen Ort, an dem Geschichte und Baukultur nicht nur erhalten, sondern auch erlebt werden können.
Ab dieser Woche können die beiden Ferienwohnungen, die jeweils Platz für drei Personen bieten, über die Stiftung Ferien im Baudenkmal gemietet werden.
Die Stiftung Ferien im Baudenkmal setzt sich seit 2005 für die sinnvolle Erhaltung von Baudenkmälern in der Schweiz ein. Nach sanften Restaurierungen werden gefährdete Baudenkmäler als Ferienwohnungen neu belebt. So entsteht ein nachhaltiger Tourismus, der Baukultur vermittelt, lokale Geschichte erlebbar macht und abgelegene Regionen stärkt. Ein Teil der Mieteinnahmen wird für die Restaurierung weiterer Objekte verwendet. Die gemeinnützige Stiftung wird zudem durch Spenden finanziert.