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Public Eye - Verbotene Pestizide - Rekordexporte aus der EU trotz gegenteiligem Versprechen und mit Schweizer Beteiligung

2025-09-23    
   

Gemäss von Public Eye und Unearthed analysierten Exklusivdaten sind die Exporte verbotener Pestizide aus der EU im Jahr 2024 explosionsartig auf knapp 122'000 Tonnen gestiegen. Dabei hatte sich die EU-Kommission vor fünf Jahren verpflichtet, diese Praxis zu beenden. Der Grossteil ging in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, wo die Anwendungsrisiken für Gesundheit und Umwelt besonders hoch sind. Syngenta gehört zu den wichtigsten Exporteuren. In der Schweiz herrscht diesbezüglich völlige Intransparenz.

Vergangenes Jahr erteilten die EU-Länder Ausfuhrgenehmigungen für fast 122’000 Tonnen jener Pestizide, die auf ihren Feldern aus guten Gründen verboten sind. 2018 waren es noch etwa 81’000 Tonnen. Unter Berücksichtigung des Brexits – Grossbritannien verantwortete damals 40% des Volumens – haben sich die EU-Exporte in sechs Jahren mehr als verdoppelt. Dies zeigt eine neue Untersuchung von Public Eye und Unearthed, dem britischen Recherche-Unit von Greenpeace. Die beiden NGOs beobachten diesen Handel seit Jahren und fordern von den EU-Staaten, „diese abscheuliche Doppelmoral [zu] beenden”, wie es der UNO-Sonderberichterstatter für giftige Chemikalien formuliert. Fast 60% der Ausfuhrmenge sind für Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen bestimmt, in denen die Vorschriften weniger streng sind und die Folgen verheerend sind.

Das spektakuläre Exportwachstum ist primär auf das Verbot von rund hundert neuen Pestiziden in der EU seit 2018 und deren Aufnahme in die Liste der gefährlichen Chemikalien zurückzuführen, deren Export genehmigungspflichtig ist. Auf der von uns recherchierten Exportliste wiederum stehen 75 Pestizide, die in der EU wegen ihrer hohen Risiken für die menschliche Gesundheit (wie Hirnschäden bei Kindern und Fortpflanzungsstörungen) verboten wurden. Hinzu kommen die als «Bienenkiller” bekannten Neonicotinoide, die von der EU als globale Bedrohung für die biologische Vielfalt und Ernährungssicherheit eingestuft wurden.

Deutschland ist inzwischen der wichtigste europäische Umschlagplatz für verbotene Pestizide und BASF dominierte 2024 mit gemeldeten 33’000 Tonnen diesen Handel. Syngenta mit seinen insgesamt 9000 Tonnen hat einen Teil seiner Aktivitäten dorthin verlagert, insbesondere aus Frankreich, wo 2022 aufgrund unserer Enthüllungen der Export verbotener Pestizide gesetzlich eingeschränkt wurde. Belgien, wo seit Mai ein ähnlicher Erlass gilt, ist zweitgrösster Exporteur, gefolgt von Spanien und den Niederlanden.

Im Rahmen ihres „Green Deals” versprach die Europäische Kommission 2020, nach der Anwendung dieser Giftstoffe auch deren Ausfuhr endlich zu verbieten. Mit der Rückkehr von Trump ins Weisse Haus und dem Rechtsrutsch bei den Europawahlen droht dieses überfällige Vorhaben begraben zu werden. Ein EU-weites Verbot ist aber unerlässlich, damit Agrochemiekonzerne ihren Handel nicht einfach entlang den sich ändernden nationalen Vorschriften verlagern können.

Auch die Schweiz exportiert verbotene Pestizide, allerdings unter grösster Geheimhaltung. Der Bundesrat hatte 2020 zwar beschlossen, die Ausfuhr gefährlicher Chemikalien „strenger zu kontrollieren”, doch die Liste der Stoffe, die der entsprechenden Verordnung unterliegen, wurde seitdem nicht aktualisiert. Dutzende kürzlich verbotene Pestizide können deshalb weiter exportiert werden. Die mehrfach verschobene Aktualisierung dieser Liste soll nächstes Jahr erfolgen und Anfang 2028 in Kraft treten.

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