2025-05-03 | ![]() ![]() |
Es ist üblich, das Vergnügen (nichtig) der Pflicht (wichtig) gegenüberzustellen. Oder sich zu fragen, ob das Vergnügen nicht einen negativen Wert hat. Georg Friedrich Hegel schrieb, dass „die moralische Handlungsweise sich auf den Menschen nicht als abstrakte Person bezieht, sondern auf ihn nach den allgemeinen und nothwendigen Bestimmungen seines besondern Daseins. Sie ist daher nicht blos verbietend, wie eigentlich das Rechtsgebot, welches nur gebietet, die Freiheit des Andern unangetastet zu lassen, sondern auch gebietet, den Andern auch Positives zu erweisen. (…) Der Trieb des Menschen nach seinem besondern Dasein, wie die Moral es betrachtet, geht auf die Übereinstimmung des Aeussern überhaupt mit seinen inneren Bestimmungen, auf Vergnügen und Glückseligkeit.“ Dieses momentane Wohlbefinden stellt er dem Glück gegenüber, das dauerhaft ist: „Das Glück ist ein Sekundäres, ein die That Begleitendes. (1)“
Der Überlebensdrang strebt fort vom Tod und hin zur Unsterblichkeit. Man kann davon ausgehen, dass der äußerste Schmerz kurz vor dem Tod liegt und dass das höchste Vergnügen Unsterblichkeit ist.
Wenn man den Einzelorganismus oder die Spezies betrachtet, dann könnte man sagen, dass Unsterblichkeit eine anziehende und der Tod eine abstoßende Kraft besitzt. […]
Das Streben nach Vergnügen ist dynamisch. Vergnügen ist der Lohn, und das Streben nach dem Lohn – Überlebenszielen – ist eine Handlung, die Vergnügen vermittelt. […]
Schmerz ist dazu da, den Menschen vom Tod zurückzutreiben; Vergnügen, um ihn zum optimalen Leben hinzusteuern. Nach Vergnügen zu streben und es zu erreichen ist fürs Überleben genauso wirksam, wie Schmerz zu vermeiden. Manchen Beobachtungen zufolge scheint Vergnügen im komischen Plan tatsächlich einen weit größeren Wert zu haben als Schmerz (2).
Aber kann man überhaupt von Freude an der Arbeit sprechen? Ja, insofern, als der Mensch Freude findet, wenn er etwas erschafft, wenn er das Gefühl hat, dass seine Arbeit etwas Nützliches bewirkt. Unsere Gesellschaft entwickelt sich jedoch immer mehr in Richtung Produktivität: Der Mensch ist nur ein Rädchen im Getriebe, das immer top, top, top sein muss, und die geringste Anfälligkeit, die kleinste Schwachstelle kann dazu führen, dass er zerquetscht wird. Daher rührt die Burn-out-Epidemie, die wir heute erleben. Oder man verkriecht sich in einem Brotberuf, den man nicht besonders schätzt, sondern einfach vor sich hin schnurren lässt, ohne ein Ziel oder ein Spiel darin zu sehen. Dagegen wandte sich bereits Karl Marx im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Industrialisierung, in der die Arbeiterklasse entstand, die aus gering qualifizierten Angestellten bestand, deren Arbeit kein fertiges Produkt hervorbringt, sondern nur Aufgaben in einer riesigen Maschine ausführt: Arbeiter in einer Autofabrik im Vergleich zu den ersten Handwerkern, die die ersten Autos von Anfang bis Ende bauten. Tatsächlich schrieb er 1844: „Der Arbeiter wird umso ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine umso wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. (3)“
Das bedeutet, den Wert des Menschen zu vergessen. Der Mensch ist bei der Arbeit unverzichtbar. Und er kann sich Spiele schaffen, zumindest sich seines wahren Wertes bewusst werden. „Menschen, die nicht arbeiten können, sind keine glücklichen Menschen. Arbeit ist das stabile Datum dieser Gesellschaft. Ohne etwas zu tun, gibt es nichts, wofür wir leben, (4)“ schreibt L. Ron Hubbard in seinem grundlegenden Buch Die Probleme der Arbeit. Er fährt fort mit den Worten: „Etwas Weiteres, das wir wissen, ist die Tatsache, dass Menschen nicht entbehrlich sind. Es ist ein Mechanismus alter Philosophien, den Leuten Folgendes zu sagen: ‚Wenn sie glauben, sie seien unentbehrlich, sollten sie auf den Friedhof gehen und sich dort umsehen – jene Menschen waren auch unentbehrlich.‘ Das ist reinste Dummheit. Wenn man sich den Friedhof wirklich genau ansähe, fände man den Techniker, der die Entwürfe für Maschinen in der Vergangenheit verwirklicht hat und ohne den es heute keine Industrie gäbe. Es ist zu bezweifeln, ob im Augenblick eine ähnliche Tat vollbracht wird.
Eine Arbeitskraft ist nicht nur eine Arbeitskraft. Ein Arbeiter ist nicht nur ein Arbeiter. Ein Büroangestellter ist nicht nur ein Büroangestellter. Sie sind lebende, atmende, wichtige Säulen, auf denen die gesamte Struktur unserer Zivilisation aufgebaut ist. Sie sind kein Rädchen in einer gewaltigen Maschine. Sie sind die Maschine selbst. (5)“
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(1) Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Philosophische Propädeutik. (2) L. Ron Hubbard, Dianetik, S. 28. (3) Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, (Link: marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/1844/oek-phil/1-4_frem.htm). (4) L. Ron Hubbard, Die Probleme der Arbeit, S. 122. (5) Ibid, S. 123.